Andreas Weidner, Germany
Zurückaus Nepal
einKommentar von Andreas Weidner, April 2008
Nun bin ichwiederzurück in Deutschland, allesistwohlgeordnet, stabil und befestigt. Deutschland wirktleise, etwassteril und irgendwieunbewohnt. Und esistkaltnichtnur in der Nacht, sondernauch am Tage.
Der Gedanke, der mich am meistenbegleitet, seitdemichaus Nepal wiederhier bin, ist die Frage: Wofürlebenwirhiereigentlich? Und was ist "helfen"?.
Ichhabegesehen, dass das Implementierenwestlicher Standards zumBeispielfür Hygiene, keineswegszueinerVerbesserung der Gesamtsituationführen muss.
Die westlichenAngebotesolltenzurLandeskulturpassen.
Geschieht das nicht, besteht die Möglichkeit, dassInseln der Fremdheitgeschaffenwerden und ganzÜberraschendeFolgeprobleme, die für die "Hilfeempfänger" alleinnurschwerlösbarsind.
Was tunmit den hygienischeinwandfreienEinweg-Wasserflaschen, die zuzehntausendenzusammenmitanderemPlastikmüll in den Flüssenliegen, weilsicheinUmweltbewusstseinmitMülltrennung und -Verwertungnochnichtentwickelt hat?
Wierepariert man eineauswestlicherSichttechnischeKleinigkeitwieeinenundichtenSchlauch an einerWaschmaschine, wenn das technischeVerständnissehrgering und das HauptwerkzeugfüralleArbeiten die nackte Hand ist?
Die Reisenach Nepal hat michauchweitervomBeurteilenweggebracht.
Was ist "gut" und was ist "schlecht" ?Für wen? ZuwelchemZeitpunkt? Und was ist, wenn das Engagement beendetist? Trägt das Umfeld die eingeführtenVeränderungendauerhaftmit?
EswurdefürmichnacheinerWeilefühlbar, dasses in Nepal anstattunsererWerteandereWertegibt, die dieGesellschafttragen, die keineswegsrückständig und auseinemEntwicklungslandsind, sonderntatsächlich ANDERS und durchausattraktiverendeFamilien- und StämmekulturNepalsausgewirkt hat und somitfüreineMinderheit der Bevölkerung die VorteilebeiderSystemevereinbar und lebbarsind.
Ob gesehenwird, dasssichbeianhaltendemwestlichemEinfluss die Familienstrukturendrastisch in RichtungVereinzelungverändernwerden, bin ichmirnichtsicher.
Insofernistwirklichgenauhinzugucken, worin die "Hilfe" bestehensoll.
Ichvermeide das WortHilfe und nenneesvielmehreinenAustausch.EsgibtimKontaktzwischen Menschen aus den verschiedenenKultureneinenAustauschzwischen den Errungenschaften der beidenLebenseinstellungen.
Ichkonnteetwasüberlächelnden, praxistauglichenGleichmutlernen und dafüreinbisschenüberSelbstorganisation und Effizienzerzählen und vormachen.
EinWaisenhausisteinziemlichkünstlichesKonstrukt, das sichaus der Familien- und StämmekulturNepalsalsInselheraushebt. Und esgibtallein in PokharaeineganzeMengeWaisenhäuser, die in ihremTagesgeschäft von Geld undpersönlichem Engagement ausdemAuslandangewiesensind.
Die Kinder in den Waisenhäusern, die bereitsausdemfamiliärenKontextherausgefallensind, brauchennachmeinemGefühl in ersterLinieNähe, Beachtung und einZuhauseals Basis füreinen Start ins Leben.
Die Lebensläufe der Kinder in demWaisenhaus, in demich war, waren so krass, dassesmir die Tränen in die Augengetrieben hat.
Und so wünscheichmir, dassjeder, der einbisschenZeit und einpaar Euros übrig hat, sichvor Ort in Nepal einfindet um sicheinzubringen, denndiese Kinder haben fast nichts, nochnichteinmalihreEltern.
Wirklichschönzusehen war das zunehmendeLeuchten in den Augen der Kinder, die durch die verschiedenMaßnahmenimWaisenhaus in ihrerSelbstachtung und -Würdegestärktwurden. Das Entwickeln von einbisschenmehrAchtsamkeitfür die nächsteUmgebung war einschönerLichtblick!
Von den Feinheiten, wiees nun ganzgenauimWaisenhausmit der Solardusche, der Methangasanlage, der Waschmaschine und der Einrichtung der Kinderzimmeroderbei den anderenProjektengelaufenist, will ichhier gar nichtvielerzählen, dennmeineEssenzaus der Reiseist:
Eslohntsich, sich in Nepal alsVolontärzuengagieren und seine eigenen, persönlichenErfahrungenzumachen.
Herauszufinden, wo die eigenenGrenzenfür das Verständniseinerfremden, einerwirklichanderenKultursind und die eigenenPositionenüber gut und schlecht, reich und arm, glücklich und unglücklichzuentdeckenistspannend, manchmalüberraschend und sehrempfehlenswert!
Daß Nepal übereine grandiose Bergweltverfügt, essubtropischeDschungelmitTierengibt, die ichnurausDisneysDschungelbuchkannte und zudemenergetischhochangebundenist, hat sichwohlbereitsherumgesprochen.
Esmeditiertsichtatsächlichanders in Nepal in der Energie des Himalaya und der jahrtausendelangenspirituellenArbeit der Tibeter und Anderer. So mancherwurdeschonausVersehenerleuchtet...